Die heilige Edith Stein und Bad Bergzabern
Für Edith Stein war Bergzabern, zu ihrer Zeit noch keine Kurstadt und Staatsbad, die kleine Stadt zwischen den südpfälzischen Weinhängen und dem Pfälzer Wald, nahe der "grünen Grenze" zu Frankreich, dazu eine Alternative zu den Universitätsstädten, in denen sie sonst lebte und arbeitete.
Während ihrer "Freiburger Jahre"
verbrachte sie gern einen Teil ihrer Ferien in Bergzabern, wo das Philosophenehepaar Dr. Conrad-Martius, Freunde aus
ihrer Göttinger Zeit, ein Obstgut betrieb. Hedwig Conrad-Martius war wie Edith Stein Schülerin des großen Philosophen Husserl in Göttingen gewesen. Hier entstand ihre Freundschaft.
Über den ersten bevorstehenden Besuch im Sommer 1921 schreibt Edith Stein: "Wir haben uns herrlich verstanden,
und ich soll in den nächsten Ferien nach Bergzabern kommen."
Ab 27.5.1921 ist sie in Bergzabern polizeilich
gemeldet, wohnhaft im Hause Dr. Conrad. Gern hilft Edith Stein bei der Obsternte. Anregend und befruchtend waren nach
verrichteter Arbeit am Abend natürlich die Gespräche über "Gott und die Welt" und wie gewohnt die philosophischen
Diskussionen.
Über die gemeinsame Zeit, Edith Stein ist bis zu ihrem Klostereintritt im Jahr 1933 immer wieder zur
Erholung nach Bergzabern zurückgekehrt, schreibt später Dr. Hedwig Conrad-Martius: "Wir befanden uns beide in
einer religiösen Krise. Wir gingen beide wie auf einem schmalen Grate dicht nebeneinander her, jede in jedem Augenblick
des göttlichen Rufs gewärtig. Er geschah, führte uns aber nach konfessionell verschiedenen Richtungen. Hier ging es um
Entscheidungen, in denen sich die letzte Freiheit des Menschen, durch die er schöpfungsmäßig zur Person geadelt ist,
mit der Berufung Gottes, der man zu gehorchen hat, für menschliche Augen unentwirrbar ineinander geknüpft. Es gab
jedoch kein Ausweichen."
Während ihres Aufenthalts bei den Freunden in Bergzabern im Sommer 1921 greift Edith Stein eines Abends nach dem 1919
neu aufgelegten Buch "Leben der hl. Teresa Avila, von ihr selbst erzählt". Es führte sie durch die Nacht
in die Stunde der Entscheidung; denn als sie am Morgen das Buch schloss, soll sie gesagt haben: "Das ist die
Wahrheit."
In einer ihrer Selbstaussagen geht sie nur kurz auf diese lebenswendende Erfahrung ein:
"...als mir im Sommer 1921 das 'Leben' unserer hl. Mutter Teresia in die Hände gefallen war und meinem
langen Suchen nach dem wahren Glauben ein Ende gemacht hatte..."
Hier kommt zum Ausdruck, dass der
Weg des Menschen auf Gott hin zutiefst immer ein Geheimnis zwischen Gott und Mensch ist. Die künftige Heilige soll
einmal auf die Frage, was sie zu diesem Schritt veranlasst habe, geantwortet haben: "Secretum meum mihi -
mein Geheimnis gehört mir."
Teresa von Avila hatte dem ihr eigenen Prozess der Wahrheitssuche eine
Richtung gewiesen, der sie von nun an konsequent folgte. Sie entschied sich für die Nachfolge Christi, indem sie sich
zunächst selbst auf die Taufe und die Aufnahme in die katholische Kirche vorbereitete. Als sie sich mit allen Glaubenslehren und kirchlichen
Zeremonien vertraut gemacht hatte, ging sie in die Pfarrkirche in Bergzabern zur Messe und danach zum Pfarrer, um ihn
zu bitten, sie zu taufen. Etwas verwundert soll Dekan Eugen Breitling, der damalige Pfarrer von Bergzabern, sie gefragt
haben: "Wie lange haben sie schon Unterricht und wer erteilt denselben?" Sie erwiderte darauf nur:
"Bitte Hochwürden, prüfen sie mich!" Pfarrer Breitling erzählt darüber später: "Bald wurde der
Examinator zum Examinandus - der Prüfende zum Geprüften!"
Die Martinskirche: Taufkirche der Hl. Edith Stein
Am 1. Januar 1922 (dem früheren Hochfest der "Beschneidung des Herrn" - Circumcisio Domini Nostri Jesu Christi") wurde das "Fräulein Doktor ", wie die Bergzaberner Edith Stein respektvoll nannten, in der katholischen Pfarrkirche St. Martin zu Bergzabern von Pfarrer Breitling auf die Taufnamen Edith Theresia Hedwig getauft. Hedwig Conrad-Martius, obwohl evangelisch, durfte mit Dispens des damaligen Bischofs von Speyer Patin sein. Bei der Taufzeremonie trug Edith Stein deren weißen Hochzeitsmantel. Am darauf folgenden Tag empfing sie - wiederum in der St. Martinskirche - ihre Erste Heilige Kommunion.
BAD BERGZABERN ist also aus der Glaubensgeschichte der Heiligen nicht wegzudenken. Ja, die Taufkirche ist der Wendepunkt ihres Weges hin zur Heiligkeit!
Wenn sie in den Jahren danach hier weilte, zählte sie zu den Christen am Ort, für die das tägliche Mitfeiern des
Gottesdienstes und das stille Verweilen zur Anbetung in der Kirche zu ihrem Glaubensvollzug gehörte. So gab es bis in
die letzten Jahre hinein noch Pfarrmitglieder, die sich noch gut an das "Fräulein Doktor" erinnern und den
Platz in der Kirche zeigen konnten, den sie zumeist für sich aufsuchte. Mit dem Bemühen um ihre Selig- und Heiligsprechung
wuchs zudem das Bemühen in unserer Pfarrei, das Andenken an sie in Bad Bergzabern und vor allem in ihrer Taufgemeinde
zu bewahren und weiter zu vermitteln. Dem wurde auch bei der letzten Renovierung unserer Pfarrkirche besonders Raum gegeben, zumal diese durch
Bischof Dr. Anton Schlembach im Gedenken an Edith Stein zur Tauferneuerungskirche des Bistums Speyer erklärt
wurde.
Der Besuch unserer Kirche kann und soll daher auch immer eine Begegnung mit unserer heiligen Edith Stein
ermöglichen. Dazu laden wir herzlich ein.
Nehmen Sie bitte mit dem Pfarrbüro zwecks Führungen und dgl. Kontakt auf! Unsere Telefon Nr.: 06343/9375664