Gemeinde Oberotterbach

St. Simon und Judas Oberotterbach

St. Simon und Judas Oberotterbach, Aussenansicht Neben seinem historischen Gotteshaus, welches von 1686 bis 1930 beiden Konfessionen diente und genau in dem Mitte des alten Dorfes erbaut wurde, besitzt die Gemeinde daneben eine neuere Kirche.
Errichtet wurde sie im Jahre 1930 und dürfte mit ihrem Bruchsteinmauerwerk wohl eine Seltenheit in unserem südpfälzischen Bereich sein. Nach ihrer Außenfassade zu urteilen hat man den Eindruck, dass ihre Erbauungszeit jedoch erst in jüngster Zeit liegt. Im Stil einer "romanisierenden" Landkirche wurde sie von handbehauenen Steinen aus Oberotterbacher Steinbrüchen gebaut. In einer Notzeit wie 1930 dürfte ein Kirchenneubau dieser Größe sicher eine Einmaligkeit gewesen sein wenn man bedenkt, dass bei 1029 Einwohnern in Oberotterbach nur 168 Katholiken waren. Günstige Umstände trugen jedoch dazu bei, dass man das Bauvorhaben verwirklichen konnte. Eine enorme Kosteneinsparung war schon deswegen gegeben, weil sowohl die politische Gemeinde Oberotterbach als auch die Familie Schaller ihre Steinbrüche kostenlos zur Verfügung stellten. Erdarbeiten sowie die Anfuhr von Sand und anderen Materialien wurden von Pfarreiangehörigen sowie prot. Mitbürgern in Frohnarbeit, also ohne Bezahlung ausgeführt. Beeindruckend die fast ein Meter starken Außenmauern und die offene Holzdeckenkonstruktion, von Fachleuten als "Kunstwerk" bezeichnet.

Oberotterbach Innenraum der Kirche Kirchenpatrone sind die Apostel Simon und Judas, sie sind im unteren Teil des hohen Altarbildes dargestellt. Im schlichten Innenraum links über dem Marienaltar die Figur der Immaculata aus dem 18. Jahrhundert. Sie steht mit dem Fuß auf dem Kopf der Schlange, die sich als Sinnbild des Bösen um den Erdball windet. An den Seitenwänden befinden sich auf Konsolen die Heiligenfiguren St. Rupertus und St. Sebastian die um 1500 datiert sind. Unter der Kanzel wurde der spätgotische Taufstein, der schon in der Simultankirche vorhanden war, aufgestellt.
Der Turm hat zwar auf drei Seiten Zifferblätter jedoch keine Uhr. Die Orgel wurde vor einigen Jahren von der Kirche in Büchelberg erworben. Der Kirchenbau entstand nach den Plänen des Architekten Professor Albert Boßlet aus Würzburg. Bischof Dr. Ludwig Sebastian weihte das Gotteshaus am 23. November 1930.
Am 22. November 1930 schrieb die Zeitung "Der Rheinpfälzer" in ihrer Ausgabe "Alles in Allem ist das neuerbaute Gotteshaus ein Bau von seltener Schönheit".
Das Kreuz mit Sockel stand bis 1930 vor der Simultankirche, es ist auf drei Seiten beschriftet. Gestiftet wurde es von der hiesigen Familie Ruffra im Jahre 1809.
Eine denkwürdige Episode ist mit dem Kirchturm im Zweiten Weltkrieg verbunden. Am 18. Dezember 1944 versuchten die eindringenden amerikanischen Truppen über Oberotterbach in die Südpfalz vorzustoßen. Dabei saß ein deutscher Scharfschütze oben auf dem Turm und schoss auf die Amerikaner in Richtung des Friedhofes. Man konnte sich nicht erklären woher das Gewehrfeuer kam bis man ihn dann doch entdeckte. Bei Renovierungsarbeiten vor einigen Jahren war man überrascht über das zerschossene Turmgebälk und musste es erneuern.

Willi Fischer (aus der Festschrift 2005)